Der nachfolgende Artikel ist 2019 im Donaukurier erschienen und berichtet über ein Schlichtsverfahren, bei dem ich als Wirtschaftsmediator tätig war.  Den Original-Text können Sie hier nachlesen.

Bachappen (cpl) Eine Einfahrt im Pfaffenhofener Ortsteil Bachappen blitzt frisch asphaltiert und so manchen ärgert das - die Arbeit auf dem privaten Grundstück hat nämlich der Pfaffenhofener Kreisbauhof übernommen.

Ein Anwohner hat deshalb unsere Zeitung über den Vorfall in Kenntnis gesetzt, denn dieser wittert eine "Verschwendung von Steuergeldern".

Auf Nachfrage teilt das Landratsamt Pfaffenhofen mit, dass ein Arbeitstrupp von Mitarbeitern des Kreisbauhofs auf der Kreisstraße PAF 9 zwischen Bachappen und Affalterbach vor einigen Wochen mit dem Asphaltieren von Flick- und Bruchstellen beschäftigt gewesen sei. Dabei seien am Ende der Ausbesserungen 2,5 Kubikmeter Restasphalt übrig geblieben. Dieser sei aufgrund von zeitlichen Verzögerungen bei den Arbeiten abgekühlt. Deshalb hätte der Asphalt nach Angaben des Landratsamtes auch nicht mehr für die nächste Reparaturstelle, die an diesem Tag vorgesehen war, verwendet werden können.

Um den Asphalt nicht entsorgen zu müssen, hätten die Mitarbeiter den Asphalt schließlich dem Eigentümer eines naheliegenden Hofes zur Verfügung gestellt. Dieser habe den Asphalt mit einem Traktor selbst verteilt, Mitarbeiter des Kreisbauhofs halfen mit einer Walze nach.

Die Kosten für den Einbau lägen nach Angaben des Landratsamts bei 50 Euro, eine Entsorgung hätte allerdings 240 Euro gekostet - das habe der Kreisbauhof angemerkt. Außerdem hätten die Eigentümer 100 Euro für die Einfahrt bezahlt.

Die Familie bestätigt das und reagiert, mit den Vorwürfen des Anwohner konfrontiert, verständnislos. Ein befreundeter Mitarbeiter beim Kreisbauhof habe die Familie kontaktiert und angefragt, was mit dem Restasphalt getan werden könne, um diesen nicht entsorgen zu müssen. Dann habe man entschieden, den Asphalt für die Hofeinfahrt zu verwenden und eine Entschädigung dafür zu bezahlen. "Wir möchten betonen, dass das nicht vorher abgesprochen wurde. Wir haben nicht gesagt: Wenn mal Asphalt übrig ist, dann meldet euch bitte bei uns", erklärt die Eigentümerin des Hofes.

Eine Sprecherin der Regierung von Oberbayern erklärt auf Nachfrage: "Die geschilderte Vorgehensweise des Landkreises (Kreisbauhof) ist aus Sicht der Regierung von Oberbayern als zuständiger Rechtsaufsichtsbehörde rechtmäßig und nicht zu beanstanden. "

Die Kosten für den Auftrag der Asphaltierung einer Hofeinfahrt bei einem Straßenbauunternehmen belaufen sich aber für gewöhnlich nicht auf nur hundert Euro. Zwar sei der Preis schwer abzuschätzen ohne die genauen Maße und die Örtlichkeit zu kennen, aber für 2,5 Kubikmeter Asphalt und den Arbeitseinsatz, müsse man mit einer Kostenspanne von über 500 Euro rechnen, meint ein Straßenbauunternehmen aus dem Landkreis.

Im Hintergrund dieser Geschichte zeigt sich ein schwer gespaltenes Dorf. Mehrere Anwohner berichten in Gesprächen von schweren Zerwürfnissen im Ort, die bereits seit Jahren bestehen. Damit einher gingen gegenseitige Anschuldigungen, Bauanträge, die blockiert würden, sowie angeblich auch gegenseitige Bedrohungen.

So ist auch die Eigentümerin der neuen Hofeinfahrt in dem Glauben, man habe sie zu Unrecht angeschwärzt. Umgekehrt lassen Anwohner im Dorf verlauten, die genannte Familie erhebe ihrerseits häufiger unhaltbare Vorwürfe gegen mehrere Anwohner. Und dass die Familie nun quasi umsonst eine Einfahrt asphaltiert bekomme, halten sie für "eine Frechheit".

Weil auch Vorgänge aus dem Aufgabenfeld des Landratsamts durch die Streitereien beeinträchtigt werden - wie etwa die Genehmigung von Bauanträgen - hatte Landrat Martin Wolf (CSU) ein Schlichtungsgespräch anberaumt, das am vergangenen Montag stattgefunden hat. Über Inhalte wurde Stillschweigen vereinbart. Auch weitere Gespräche mit einem erfahrenen Mediator sollen noch folgen, um schwelende Konflikte aufzuarbeiten.

Auf juristischem Weg wird derweil weitergestritten: In zwei Wochen jedenfalls wird die nächste Baustreitigkeit in Bachappen vor dem Verwaltungsgericht München verhandelt.