Skandale und Unternehmenskrisen waren vielen von uns bis 2015 eher aus der Finanzwelt bekannt oder auf einen unternehmensinternen Kreis begrenzt. Beispiele dafür sind die Cum-Ex-Geschäfte (gemeinschaflticher Steuerbetrug) oder der Enron-Skandal (Insolvenzverschleppung). Mit der Diesel-Affäre, die in der 2. Jahreshälfte 2015 öffentlich wurde, hat ein Skandal eine andere Dimension erreicht und wesentlich mehr Menschen sind davon als Kunden betroffen.

In dem Zusammenhang taucht der Begriff "Nützliche Illegalität" auf, den seinerzeit Niklas Luhmann prägte.

Doch was bedeutet illegal zu handeln und wie verlaufen die Grenzen zwischen noch legalem und strafbarem Geschäftsgebaren?

 

Der Unternehmensnutzen dominiert

Es ist natürlich und verständlich, dass ein Unternehmen Kosten reduziert, schneller produzieren möchte und neue Märkte für seine Produkte erobern will. Entsprechende Unternehmensziele zu verfolgen ist der Anspruch von erfolgreichen Unternehmern und Führungskräften.

Illegalität braucht einen Rahmen

Die Grenzen zwischen einer legalen und illegalen Vorgehensweise sind fließend, denn Regeln und Vorgaben sind häufig in der Auslegung gestaltbar. Im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre werden die Begriffe "Motorschutz" (noch legal) und "Abschalteinrichtung" (illegal) verwendet. Eine Beschreibung von "Nützlicher Illegalität" und welche Rahmenbedingung dazu führen, sind in den folgenden Vortragsauszügen zu sehen:

Folienauszüge

Vortrag "Der Ingenieur zwischen Unternehmenszielen und technischer Realität", Juli 2017

Den Skandal als Chance nutzen

Sobald das illegale Verhalten nachweisbar und damit öffentlich wird, entsteht eine Ausnahmesituation, die für das Unternehmen existenzbedrohend sein kann. Die Unternehmensführung muss hier alles veranlassen, um weiteren Schaden zu vermeiden. Durchstehen und "kämpfen" steht im Vordergrund.

Doch ist damit bereits der Skandal überstanden und beendet?

Eine wirkliche Aufarbeitung wendet nicht nur weiteren Schaden ab, richtet von außen geforderte Präventivmaßnahmen ein, sondern beruhigt Kunden und das eigene Unternehmen intern und die Chance für einen glaubwürdigen Neuanfang wird bereitet.

Die 4 Schritte der erfolgreichen Skandal-Aufarbeitung

Schritt 1: Den Skandal annehmen und verstehen

Von etwas Nützlichem abzulassen und es sogar als negativ einzuordnen, ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Doch nur, wenn die Einsicht vorhanden ist und die Zusammenhänge verstanden wurden, kann ein Wendepunkt erreicht werden.

Schritt 2: Führungsspitze muss aktiv aufarbeiten

Aus den obigen Folienauszügen wird deutlich, dass die Führungsspitze eine besondere Verantwortung hat. Denn sowohl, wie Entscheidungen gefällt werden (Führungsgrundsätze) als auch, nach welchen Werten sich die Unternehmenskultur richtet, werden durch die Führung im Unternehmen vorgegeben beziehungsweise geprägt. Nur wenn die Führungsspitze aktiv aufarbeitet, kann die Glaubwürdigkeit - vor allem intern und gegenüber den Mitarbeitern - wieder hergestellt werden.

Schritt 3: Ohne Eingeständnis kein Neubeginn

Auf einer persönlichen Ebene muss jedem Entscheidungs- und Verantwortungsträger klar sein, dass der Neubeginn nur mit einem tatsächlichen Eingestehen des Fehlverhaltens erreicht werden kann. Damit ist nicht eine öffentliches Anprangern zu verstehen, sondern ein Anfang ist beispielsweise die Reflexion in einem geschützten Rahmen (beispielsweise Coaching, Mediation oder Verhaltenstherapie).

Schritt 4: Aktive Kommunikation und Beteiligung

Neben der externen Bedrohung, in Form von Schadensklagen und Imageverlust, entsteht schnell Unsicherheit und schlechte Stimmung im Unternehmen. Auch hier müssen die Führungskräfte aktiv sein, weder beschönigen noch dramatisieren, sondern so weit wie möglich transparent mit der Belegschaft umgehen.